Ketzer/Häretiker
Als Ketzer/Häretiker galten alle diejenigen, die
innerhalb der katholischen Kirche von den als rechtgläubig anerkannten
Lehren abwichen oder gar eigene Lehren aufstellten. Damit unterschieden sie
sich von den Ungläubigen (infideles, Nichtchristen).
Die bekanntesten häretischen Bewegungen im
Hochmittelalter waren Katharer und Waldenser, die nach der Einrichtung der
Ketzerinquisition allerdings praktisch vollständig ausgerottet wurden.
Mit Papst Innozenz III. (+ 1217) begann die
Systematisierung der Ketzerverfolgung. Seine Gesetzgebung bildete den
Grundstein für das spätere Vorgehen der Inquisition. Er verpflichtete die
weltlichen Machthaber eidlich dazu, gegen Ketzer vorzugehen und teilte
Aufgabenbereiche von geistlichem und weltlichem Arm genau ab: Die Kirche war
für die Verfolgung und Verurteilung der Ketzer zuständig; die weltlichen
Machthaber für die Bestrafung verurteilter Ketzer.
Aber Papst Gregor IX. (+ 1241) ist der eigentliche
Vater der Inquisition. 1229 rief er die "inquisitio haereticae praviatis"
(wörtlich: die Inquisition der häretischen Schlechtigkeit) ins Leben und
beauftragte vor allem zwei geistliche Orden mit der Ausführung: Die
Dominikaner und Franziskaner, die mit Sondervollmachten ausgestattet wurden
und nun auf eigene Faust nach Ketzern forschten. Papst Gregor billigte auch
erstmals offiziell die Todesstrafe für hartnäckige und rückfällige Ketzer.
Den letzten Schritt machte schließlich Papst
Innozenz IV. (+ 1254), der die Folter als gültiges Beweismittel in einem
Inquisitionsprozess zuließ. Dieses Instrument der 'Wahrheitsfindung' war
zwar schon zuvor angewandt worden, aber erst jetzt wurde es von der Kirche
auch offiziell gebilligt. In dieser Zeit entstanden auch die ersten
Handbücher, die den Inquisitoren bei ihrem Vorgehen helfen sollten.
Die Inquisitionsbehörde hieß bis 1908 "Heilige
Kongregation der Römischen und Universalen Inquisition". Heute heißt sie
"Kongregation der Glaubenslehre". Chef ist zur Zeit (Mai 2002) der deutsche
Kardinal Joseph Ratzinger.
Der erste spanische Großinquisitor war der
Dominikanermönch Tomas de Torquemada.
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